Marlene Dietrich der Caniden

Lydia Starkulla als Fräulein Brehm. Foto: Monika Ziegler

Kindertheater in Holzkirchen

Einfach hat es Lydia Starkulla im voll besetzten Foolstheater nicht. Immerhin hält sie eine wissenschaftlichen Vortrag, frei und ohne Power Point Präsentation, wo alles auf den Folien draufsteht und man nur ablesen muss. Sie illustriert ihren biologischen Vortrag nur mit Bildern und Grafiken und hat so eine Menge an Text parat zu haben.

Ja, und dann fragt sie aber auch die Kinder, bezieht sie ein und diese gehen mit Feuereifer und Mitteilungsdrang mit, so dass sie schon einmal bremsen muss: „Die Geschichte von deiner Katze merkst du dir und erzählst sie mir am Ende, sonst komme ich aus dem Konzept.“

Der Rotkäppchen-Mörder

Mit einem neuen Format überrascht das weltweit erste Theater für gefährdete Tierarten „Fräulein Brehms Tierleben“. Stiftungsgründerin Barbara Geiger nahm sich Alfred Brehms Tierleben vor und erfand dieses zauberhafte Wesen Fräulein Brehm. Lydia Starkulla im pelzbesetzten Rock mit Spitzenblüschen ist die ideale Verkörperung dieser Figur. Sie versteht es, nicht nur die vielen Fakten dazulegen, sondern mit der ihr eigenen charmanten Art und ihrem schauspielerischen Können das Publikum zu fesseln.

Und das ganz ohne Action, einfach nur durch Erzählen. Jetzt also ging es um den Wolf, Canis Lupus, Isegrim oder gar Rotkäppchenmörder, diesen Typen, vor dem alle Angst haben. Und er heult gar schauerlich. Fräulein Brehm überrascht Alt und Jung mit der Simultanübersetzung und verrät nebenbei, dass es sogar Heuldialekte gibt.

Marlene Dietrich oder Heidi Klum

Dieser Wolf also, hochbeinig und dünn, sei sozusagen die Marlene Dietrich unter den Caniden, „was Ihr wisst nicht, wer das ist? Also dann Heidi Klum unter den Caniden.“ Und den Eltern rät die Vortragende, doch den Kindern zu vermitteln, wer Marlene Dietrich war.

In diesem Stil, Wissenswertes mit Unterhaltsamen zu kombinieren, Kinder zu fragen, Bilder zur Verdeutlichung zu zeigen, ist der Vortrag eine kurzweilige und interessante Lehrstunde. Man erfährt, dass der letzte deutsche Wolf schon 1904 in Hoyerswerda erschossen wurde, in der irrigen Meinung, dass es sich um den aus dem Zirkus entlaufenen Tiger handelt. Man erfährt auch, dass 1998 aus Polen wieder ein Wolfspaar in der Lausitz ein Rudel gründete.

Wolfsrüden-Notstand

Aber dann kam es, als die älteste Tochter erwachsen wurde, zu einem „Wolfsrüden-Notstand, wisst Ihr was das ist?“ Klar, heutige Kinder sind aufgeklärt. Das arme Wolfsmädchen musste mit einem streunenden Hund vorlieb nehmen, der sie dann auch noch sitzen ließ. Das ist bei Wölfen ganz und gar nicht üblich, die bleiben zusammen, gründen Familien und Rudel.

Und sie können weit laufen. Lydia Starkulla erzählte die verblüffende Geschichte von Wolf Karl, der mit einem Sender ausgerüstet an der Autobahn entlang marschierte und sie erst bei Fußgängerbrücken überquerte. Alan, sein Bruder, ist 900 Kilometer bis in die Baltischen Staaten gegangen. Ja, und so hoffe sie, dass auch von Italien oder Kroatien wieder Wölfe nach Bayern kämen. Obwohl, die Willkommenskultur für Wölfe in Bayern sei nicht gerade ausgeprägt.

Lydia Starkulla, die eines von mehreren „Fräulen Brehms“ in Deutschland verkörpert, ist mit diesem Programm unterwegs. Im Kultur im Oberbräu wird sie wieder am 8. Mai zu Gast sein, wenn sie über den Luchs referiert.

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