Kurt Gmeineder Gmund Abendhimmel

Leidenschaft für Malerei in allen Facetten

Kurt Gmeineder Gmund: Abendhimmel. Repro: IW

Künstlerporträt im Landkreis

Wir porträtieren an diese Stelle auch immer wieder Kunst- und Kulturschaffende aus dem Landkreis. Heute: Kurt Gmeineder aus Gmund. Bald startet auch die Gmundart 2018 und wir möchten Ihnen heute schon ein wenig Lust darauf machen.

Wenn man den Dürnbacher Maler in seinem Atelier und seinen Ausstellungsräumen besucht, kommt man nicht an den beeindruckenden rund 500 historischen Schlössern vorbei, die bestens sortiert an den Wänden hängen. So wie man nicht an der Malerei von Kurt Gmeineder vorbeikommt, wenn man seinen Schlüsseldienst in Gmund besucht. Beides hängt untrennbar zusammen. Ohne die Schlüssel gäbe es die Malerei nicht.

Kurt Gmeineder Gmund Leidenschaft für Schlösser
Kurt Gmeineder: Leidenschaft für historische Schlösser. Foto: IW

Umgekehrt trifft das nicht zu, für den 1947 geborenen wäre ein Kunststudium undenkbar gewesen. „Das waren andere Zeiten“, sagt er. Und deshalb hat er das Schlüsselmacherhandwerk erlernt und dabei dem einen oder anderen Kunden über die Schulter geschaut. Unter diesen Kunden waren zudem auch Maler. Und bald begann Kurt Gmeineder, der schon in der Schule gern zeichnete, selbst mit dem Malen. Durfte nicht nur über die Schulter schauen, sondern seine Bilder vorzeigen. Er bekam Aufmerksamkeit, Tipps und schließlich Anerkennung. Aus einigen dieser „Kundenbesuche“ sind Künstlerfreundschaften entstanden, wie mit Herbert Beck, der ihn schließlich vor etwa zwanzig Jahren zur Tegernseer Kunstausstellung einlud.

Spielerisch ausprobieren

Wenn man durch Kurt Gmeineders Haus geht, durchs Werkststatt-Atelier, die Ausstellungsräume, durchs Treppenhaus und den Wintergarten, durchschreitet man Raum um Raum eine Ausstellung. Ein Lebenswerk aus Sammelleidenschaft und kreativer Schaffenskraft. Werke befreundeter Künstler und eigene Werke, dicht gehängt, ohne zu konkurrieren. Eine repräsentative Werkschau. „Wenn man keine Akademie besucht hat“, erläutert der Autodidakt, „holt man sich hier und da Anregungen.“ Das sieht er als Vorteil, sich spielerisch auszuprobieren, um dann zur eigenen Bildsprache zu finden.

Kurt Gmeineder Gmund Ziegen
Auf Kurt Gmeineders Ziegenbilder wurde auch Herbert Beck aufmerksam. Foto: IW

Herbert Beck berührten die farblich und motivisch reduzierten „Ziegenbilder“. Deshalb bat er ihn um eines dieser für die Ausstellung. Geliefert wurde prompt – im opulent geschnitzten Holzrahmen, was einen Aufschrei unter den Künstlern auslöste, aber ihn selbst wenig bekümmerte. Die Ziegen gehörten viele Jahre zu seinem Leben, wie die Verbundenheit zur Natur überhaupt. Vorm Haus blühen Malven und Rosen in üppigsten Farben. Drinnen spiegeln die Wände die Liebe zur Farbe folglich wider, bestückt mit opulenten Sonnenuntergängen, dramatischen Landschaften im Abendlicht. Der Himmel hat es ihm durchaus angetan, immer wieder gemalt in Öl und Acryl. Blau und Rot sind die Lieblingsfarben, schaffen fulminante Farbspiele.

Kurt Gmeineder Gmund Rosenstrauß
Kurt Gmeineder: Geburtstagsrosen. Repro: IW

Die Malerei ist Kurt Gmeineders Tagebuch. Schicksalsschläge fließen ebenso ein wie die Faszination ausdrucksstarker Landschaften auf zahlreichen Reisen in den Süden. Vom Zwang befreit, mit der Malerei Geld zu verdienen, malte er daraufhin über Jahre alles, was ihm in den Sinn kam, um sich auszudrücken, zu erinnern, zu fantasieren. Impressionistisch, pointilistisch, expressionistisch, abstrakt – immer wieder mit Unermüdlichkeit und Leidenschaft sich ausprobierend. Wo die Motive persönlich werden, liegt eine Zärtlichkeit darin und immer auch ein Augenzwinkern. Wie bei „Himmlische Geburtstagsgrüße“ – eine Hommage an die verstorbene Mutter, ein fantasievolles Bild mit geflügelten Fabelwesen, Engeln und Dämonen.

Zeitkritische Themen aufgegriffen

Immer wieder hat er aktuelle Themen aufgegriffen. Ob Euro-Krise, das verschuldete Griechenland oder die Flüchtlingsthematik. Angela Merkels Hände-Dreieck bildet ein großes Tor, durch das Boote nach Deutschland ziehen, darüber eine Friedenstaube. Da geht es ihm um Gerechtigkeit, über geschlossene Schlagbäume schüttelt er nur den Kopf. Auf seinem Bild tragen sie Stacheldraht, aber sie öffnen sich.

Kurt Gmeineder Gmund Oxydation
Kurt Gmeineder: Experimentelle Malerei mit Oxydationen. Repro: IW

Die Fülle des Schaffens, die Malerei, die imposante Schlössersammlung, das prosperierende Geschäft und der Skulpturengarten davor, in dem Bildhauer in wechselnden Ausstellungen ihre Werke zeigen, stehen für einen Mann, der leidenschaftlich verschiedene Bereiche seines Lebens verknüpft. Zur Stabilität und Verbindlichkeit im Geschäft und Akribie des Sammelns tritt das Spielerische, Freie, Fantasievolle der Farben.

Nichts als Sternenstaub

Der Maler, der sich inzwischen aus dem Geschäft zurückgezogen hat, experimentiert jetzt obendrein mit Farbflächen in dunklen Naturtönen von rostiger, aufgesprungener Patina. Darüber liegen goldene Sprenkler, „bis dass wir einst als Sternenstaub zu fernen Welten fliegen…“, sagt er.

Im November letzten Jahres zeigte der Maler in einer Retrospektive 50 Jahre seines Schaffens im Jagerhaus Gmund. Und jetzt steht bereits die Teilnahme an der nächsten gmundart unmittelbar bevor.

Die gmundart 2018 , die 15 Frühjahrsausstellung in Gund, findet vom 28.04. bis 13.05.2018 im Heimatmuseum – Jagerhaus statt. Verpassen Sie nicht die Vernissage am 27. April 2018 um 18.30 Uhr.

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