Filme vom Feinsten – Kneipenkino in der Weyhalla

Kooperation a trois – AK MuKK, AK Bücherei und Weyhalla.

Ein Kneipenwirt, der gleichzeitig Filmvorführer ist. Eine Filmfrau und – organisatorin, die gleichzeitig an der Bar steht und Getränke ausschenkt. Und ein Publikum, das sich freut, weil die Kneipe einmal im Monat zum Kino umfunktioniert wird – für anspruchsvolle Filme zum Lachen, Weinen und Nachdenken. Das gibt es in der Weyhalla in Weyarn.

Diesmal stand „Ray“ auf dem Programm – ein äußerst bewegender, filmerisch und schauspielerisch brillanter Film von Taylor Hackford. Er kam 2004 in die Kinos und wurde mit zwei Oscars prämiert. Der Film zeigt ein nicht geschöntes Bild der Soullegende des Ray Charles Robinson, der im Alter von sieben Jahren erblindete. „Du bist blind, aber nicht dumm. Lass dich nicht zum Krüppel machen“, waren die zwei Leitsätze, die seine Mutter dem 1930 geborenen Ray Charles mit auf den Weg gab. Alltäglicher Rassismus und Rassentrennung stand noch auf der Tagesordnung – hätte der junge Ray nicht durch sein unglaublich virtuoses Klavierspiel überzeugt, wäre die Kombination „schwarz“ und „blind“ eine sichere Fahrkarte ins Elend gewesen.

Kneipenkino
Der Film „Ray“ im Weyhalla Kneipenkino. Foto: Anschi Hacklinger

So aber erarbeitete er sich allmählich genügend Selbstvertrauen, seinen eigenen Weg zu gehen und den eigenen Stil zu finden. Seine Verbindung von Gospel und Blues machte ihn zum Erfinder des modernen Soul mit all seinen Spielarten. Mit Titeln wie „Unchain my heart“, „Hallelujah, I love her so“ und „What I’d say“ feierte er triumphale Erfolge und ging als Soullegende in die Geschichte ein – trotz einer Drogenkarriere, die ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Und so erlebten die Zuschauer Höhen und Tiefen des Musikers und waren am Ende tief berührt.

Glücksgriff Veronika Morawetz

„Wenn die Leute beseelt aus einem Film herausgehen, den ich ausgesucht habe, dann bin ich glücklich und weiß, warum ich das hier mache“, sagt Veronika Morawetz. Seit 2016 übernahm sie die Organisation des Kneipenkinos – und der AK MuKK hat mit ihr einen echten Glückgriff getan. Susanne Wormslev suchte eine Nachfolgerin, nachdem sie 2013 aus der Verbindung der beiden Arbeitskreise MuKK und Bücherei das Kneipenkino begründete. Und prompt fand sich die eben neu nach Weyarn umgezogene Veronika Morawetz, eine waschechte Frau vom Film, die seit 40 Jahren in der Branche tätig ist.

„Eine ganz heiße Nummer“

Als Kinobetreiberin, Verleiherin und Filmkauffrau mit besten Connections. Also bringt sie ihr Wissen und ihre Erfahrung ein und lädt Bekannte ein – zum Beispiel die Drehbuchautorin Andrea Sixt von „Eine ganz heisse Nummer“, die dem Weyarner Publikum einen unvergesslichen Abend mit ihren Geschichten zum Film bereitete. Oder letztes Jahr mit dem Weihnachtsfilm der Augsburger Puppenkiste, dessen Verleih Veronika Morawetz bundesweit organisierte.

Kneipenkino
Veronika Morawetz bei der Einführung des Films Foto: Anschi Hacklinger

Sie macht sich viele Gedanken darüber, welchen Film sie mit Beamer auf der Leinwand als nächstes zeigen könnte. Mal ist es eine Dokumention, mal eine französische Komödie, mal ist auch noch der Italienischarbeitskreis der Gemeinde mit im Boot und bekocht vorher die Gäste zum passenden Film. Die Weyarner danken es ihr und kommen zahlreich – und nehmen es gelassen, wenn der Girgl als Filmvorführer erstmal die falsche Sprache einstellt, während aus der Küche noch der Pizzaofen piept. „Passt’s jetzt?“ fragt er dann. Ja, es passt – der Charme der Weyhalla ist eben auch, dass nicht alles perfekt, aber doch professionell und mit viel Liebe gemacht ist.

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Wirt Girgl Ertl und Veronika Morawetz hinter der Bar beim Getränkeausschank Foto: Anschi Hacklinger

Das Kneipenkino findet an jedem zweiten Mittwoch im Monat statt. Ausdrücklich ist zum nächsten Film auch die Jugend eingeladen: „Die Beste aller Welten“ – die Geschichte einer drogenabhängigen Mutter, der abenteuerlichen Welt ihres Kindes und ihrer Liebe zueinander. In Anwesenheit des Produzenten Nils Dünker einer der bewegendsten und außergewöhnlichsten Filme 2017. Ein Film von Adrian Goiginger nach einer wahren (seiner) Geschichte D, A – 2017 / 111 Min /FSK 12

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