Hans Maier in der Segenskirche Holzkirchen

Das große Gut der Freiheit, das Verantwortung mit einschließt und Dankbarkeit für 60 Jahre Leben in Frieden und Wohlstand, das seien für ihn die wesentlichen Werte seines Lebens, schloss Hans Maier gestern Abend die Diskussion nach der Lesung aus seinem Buch „Böse Jahre, gute Jahre“ in der Holzkirchner Segenskirche ab.

Der Ökumenische Gesprächskreis hatte zu diesem geistvollen und anregenden Abend eingeladen.

Hans Maier, Politikwissenschaftler und Professor an der LMU, der unter Alfons Goppel und Franz Josef Strauss Bayerischer Kultusminister war, berichtet unterhaltsam aus mehreren Stationen seines Lebens. Das zweifelhafte Lob eines Schulkameraden „Mit mehr Technik könnte aus dir noch ein richtiger Schläger werden“ und der voreilige Triumph eines Lehrers um 1940 „Kinder, wir leben in einer großen Zeit“ zeichneten detailgetreu das Leben in den „bösen Jahren“, wo es von Denunzianten wimmelte und wo er in der Schule gefragt wurde, warum sie zu Führers Geburtstag nicht geflaggt hätten.

Die Politik der Nachkriegszeit umriss der Autor mit seinen genauen Beobachtungen der Politiker: Ludwig Erhards Noblesse, Kurt Schumachers leidenschaftliche, zuweilen maßlose Polemik, Konrad Adenauers Kühle, ökonomische Rhetorik und Gestik, sowie sein knapper Witz.
Nachdem Maier 1962 jüngster Professor an der LMU geworden war, berief ihn Alfons Goppel als Kultusminister. Und er erhielt von Bernhard Vogel ein Telegramm „Willkommen im Kreis der Prügelknaben der Union.“ Als Parteiloser ohne Mandat, als Quer- und Seiteneinsteiger sei es für ihn als Politikwissenschaftler reizvoll gewesen, Politik praktisch zu lernen.
Aber berühmt sei Hans Maier durch seinen als Franz Liszt verkleideten Auftritt als Pianist geworden, schließlich sei Musiker sein erster richtiger Beruf, denn schon als 11jähriger habe er Orgel gespielt. „Musik ist mein Kamin, durch den viel Rauch abzieht.“

Über Landesvater Franz Josef Strauß las er, im Publikum viel benickt,: Ein starker Anarch, bei dessen Reden im Kabinett so mancher auf die Uhr schaute. Ein hochbegabter, vor Vitalität berstender Mann, der unberechenbar die Bonner Regierung störte, der immer an die Spitze wollte, aber bis zum Ende Landesfürst blieb. „Aber die bayerische Ruhe war ihm fremd.“

Jetzt im Alter genieße er es, aufmerksam die Natur zu beobachten, und zwar vor Ort, denn die Zahl der vielreisenden Turborentner wolle er nicht erhöhen. Das Zitat einer seiner sechs Töchter „Papa will in die Politik eingehen, Mama in den Himmel“, änderte er um in „ganz klein wenig Politik, eher als Fußnote, und viel viel Himmel, das wäre gut.“
Natürlich wurde in der Diskussion nach Maiers Haltung zur katholischen Kirche gefragt. Er sehe mit Kummer, dass die großen Erfolge des 2. Vatikanischen Konzils von manchem Kirchenmann nicht umgesetzt würden, eine Rückkehr wäre unverzeihlich. Die Ökumene stagniere, aber viel mehr oben als unten. Geistliche und Laien müssten zusammenarbeiten und auch das Diakonat von Frauen müsse möglich werden. „Was würden die Gemeinden ohne Frauen machen?“ fragte er unter Beifall. Es müsse möglich sein, über alles zu reden und zu streiten.

Die unselige Augsburger Geschichte, bei der Hans Maier von der katholischen Kirche wieder ausgeladen wurde, weil er für die Schwangerschaftsberatung donum vitae eintritt, habe sich übrigens geklärt, meinte Maier lächelnd. Jetzt habe ihn die evangelische Kirche eingeladen, sozusagen habe er Kirchenasyl.

 

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