„Rettet das Spiel – Weil Leben mehr als Funktionieren ist“ von Neurobiologe Gerald Hüther und Philosoph Christoph Quarch

Wer nur noch konsumiert, ist aus dem Spiel!

„Rettet das Spiel – Weil Leben mehr als Funktionieren ist“ von Neurobiologe Gerald Hüther und Philosoph Christoph Quarch. Foto: Carl Hanser Verlag

Empfehlenswertes auf dem Buchmarkt

Im Spiel entfalten wir Potenziale und Lebendigkeit, dass wussten die alten Denker und die Wissenschaft betätigt es heute. Aber das Spiel ist bedroht. Drum fordern Hirnforscher Gerald Hüther und Philosoph Christoph Quarch: „Rettet das Spiel!“

Sie haben ein gemeinsames Buch geschrieben, das zum Erhalt des Spieles aufruft. Denn „dem gewichtigen Ernst des Lebens mit dem heiteren Ernst des Spiels zu begegnen“ – das heißt wahrhaftig leben. Das Spiel ist bedroht, kommerzialisiert und instrumentalisiert auf der einen Seite und andererseits wirkt seine suchterzeugende Wirkung zerstörerisch. Wo sind die Wurzeln des Spiels? Wo ist das reine, das glücksspendende Spiel, das Freiräume für authentische Begegnung, Kreativität und Lebensfreude öffnet?

Neurobiologe Gerald Hüther
Neurobiologe Gerald Hüther. Foto: Josef Fischnaller

Wenn zwei derart gescheite Köpfe sich zusammentun, um über die Existenz des Spieles nachzusinnen, muss das Thema ein Schwergewicht sein und zwangsläufig ein kluges Buch entstehen. Denn mal ehrlich, wer von uns hat sich über das Spiel schon ernsthaft Gedanken gemacht? Das kommt wohl daher, dass wir heute zumeist nur konsumieren, auch das, was wir noch Spiel nennen. Was aber oftmals kein Spiel mehr ist, jedenfalls keines im Sinne ursprünglicher spielerischer Kreativität und Entfaltung. Deswegen ist dieses Buch Gerald Hüthers und Christoph Quarchs so wichtig. Es ist eine Reise, welche die Leser dahin führt, die Bedeutung des Spiels wiederzuentdecken. Eine philosophische Entdeckungsreise zu den Wurzeln des Spiels und in die Welt der Neurobiologie gleichermaßen. Das Buch führt uns zum „Mitspielen im Spiel des Lebens“.

Seelische Eleganz und gelassene Ironie des ernstheiteren Menschen

Welche Bedeutung hatte das Spiel in der Antike, welche Wertschätzung und gesellschaftlichen Bedeutung durch die Jahrhunderte hinweg? Was wir von den Spiel-Weisen des alten Hellas lernen können erfährt man ebenso, wie die Sichtweisen der Philosophen in den verschiedenen Epochen. Sie alle haben die Erfüllung des Menschen im Spiel gesehen. „Die Sorge ist der Tod des Spieles“ – hat der sorgenvolle Ernst der Reformation die ernstheitere Lebendigkeit des Spieles geschmälert? Wann hat der Niedergang des Spieles eingesetzt? Wo stehen wir in unserer heutigen Gesellschaft, wo das weltwichtigste Ereignis ein Fußballspiel ist? Ein Spiel zwar, aber durch und durch kommerzialisiert.

Neurobiologie des Spielens: Feuerwerk für graue Zellen

Die Rettung des Spieles, meinen die Autoren, sei keine abstrakte Angelegenheit, sondern ein alltagstaugliches Programm für jeden Einzelnen. Wer wahrhaft spielt, konsumiert nicht, er begegnet dem Anderen auf Augenhöhe. Gemeinsames Spielen eröffne Räume unbedingter Sinnhaftigkeit, ermögliche Kreativität und Entwicklung.

Philosoph Christoph Quarch zum Thema Gier
Philosoph Christoph Quarch. Foto: Nomi Baumgartl

Denn Kreativität könne sich nicht unter Druck entfalten, sondern nur unter besonders günstigen Bedingungen, nämlich dort, wo es SPIELRÄUME dafür gibt. Pädagogen, Physiker, Mathematiker und Komplexitätswissenschaftler haben die Bedeutung des Spiels erfasst. Damit bestätigen die Wissenschaftler heute, was die Denker anderer Kulturen und früherer Epochen zuvor schon gedacht haben.

Das Leben ist kein Spiel, aber wenn wir aufhören zu spielen, können wir nicht mehr leben“

Die Arten der Spiele durchleuchten Christoph Quarch und Gerald Hüther ebenso wie die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, dass das Spiel ein wahres Spiel ist. Geschicklichkeitsspiele, Wettkampfspiele, Schauspiele, Kultspiele und Glücksspiele habe es immer gegeben. Aus dem Orakel sei heute das Kasino geworden. Die Grundsignatur des Spiels aber sei die Verbundenheit der Spieler miteinander. Spielerische Lebenskunst ist daher keine Privatangelegenheit, sondern stiftet Sinn für Zugehörigkeit. Wer selbstvergessen spiele, sei wunschlos glücklich, wer wunschlos glücklich ist, höre auf, zu konsumieren. „Wer nur noch konsumiert, ist aus dem Spiel!“ Wie also das Spiel retten? Wie zulassen, dass eine spielerische Lebenskunst unseren Alltag schöner werden lässt?
Lesen Sie selbst!

Das Buch „Rettet das Spiel – Weil Leben mehr als Funktionieren ist“ von Neurobiologe Gerald Hüther und Philosoph Christoph Quarch ist im September 2016 beim Carl Hanser Verlag, München erschienen, ISBN: 978-3-446-44701-1.

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