Wir brauchen „Ein Zimmer für Fanny“

Felix Holzapfel als Max und Andreas Kern als sein Vater Bernhard Ambrosi. Foto: Petra Kurbjuhn

Theater in Tegernsee

Mit diesen Worten endet der 1. Akt des neuen Stückes des Tegernseer Volkstheaters, das zu Ostern uraufgeführt wurde. Eine tolle moderne Komödie mit witzigen, frechen Dialogen und in idealer Besetzung. Wussten Sie schon, was einen Widder auszeichnet?

Mit diesem neuen Stück hat sich Andreas Kern nicht nur eine Rolle auf den Leib geschrieben, sondern wieder einmal gezeigt, dass er als Autor, Schauspieler und Theaterleiter ein Multitalent ist. Kannte man den Chef des Tegernseer Volkstheaters bisher vorwiegend in bairischen Komödien, beweist er mit diesem Stück, dass er auch Boulevard kann.

Und zwar Boulevard vom Feinsten, denn in „Ein Zimmer für Fanny“ geht es von Anfang an rund, die Komödie ist voller Gags und hinreißend spritzigen Dialogen. Klar, wenn eine Vierer-Männer-WG mit Sigmund, der Vogelspinne, zusammen haust. Das ist schon mal eine Steilvorlage. Wenn dann in diese Männerwirtschaft eine aufreizende Blondine einfällt und die hochschwangere Tochter des Hausherren nach Jahren auftaucht, dann sind die Verwicklungen programmiert, die Regisseur Flo Rian Bauer punktgenau inszeniert hat.

Ein Zimmer für Fanny

Bekiffter Lehrer Ambrosi (Andreas Kern) mit Selina (Susanne Braune). Foto: Petra Kurbjuhn

Andreas Kern spielt seinen Lehrer Bernhard Ambrosi nicht, er ist es. Er spricht auf der Bühne so wie am Esstisch daheim, bewegt sich locker und ungezwungen und versprüht seinen Charme auch dann noch, wenn er von Haschkeksen bekifft durch die Gegend taumelt und verklärt ruft: „Das ist Mami“.

Seine Untermieter Tobi (Tobi Bubanj) und Felix (Felix Thörl) sind typische verplante Studenten, die ständig Geldsorgen haben. Tobi trägt witzige T-Shirts, Felix wartet mit kariertem Hemd und bunter Krawatte auf, beide wollen Gutes tun, aber wenn man den roten Wollpullover mit der anderen Wäsche bei 90 Grad wäscht, ist das Ergebnis klar. Großer Lacher, als Andreas Kern in rosaroter Unterwäsche aufkreuzt, erschöpft, ausgelaugt. Wovon?

Ein Zimmer für Fanny

Männer-WG: Tobi Bubanj, Felix Thörl, Felix Holzapfel, Andreas Kern) und Selina (Susanne Braune). Foto: Petra Kurbjuhn

Kommt gleich, denn zunächst muss noch Max, der Besitzer des geschrumpften roten Wollpullovers und Sohn von Ambrosi vorgestellt werden. Felix Holzapfel ist der Sunnyboy, gut aussehend mit ständig blitzenden Augen vervollständigt er das Männerquartett und bringt seinen Vater durch sein ständiges „Alter Mann“-Sagen zur Weißglut.

Denn alt ist Ambrosi wahrlich nicht, trotz seiner 56 Jahre, die er gern runterhandeln würde, als Nachbarin Serena auftaucht. Susanne Braune bietet alles auf, was ihr die Natur verschwenderisch mitgegeben hat, um Ambrosi zu verführen. Der lässt das zunächst gern geschehen, aber bald, siehe oben, sehnt er sich nach seinem gemütlichen Leben zurück.

Ein Zimmer für Fanny

Felix Holzapfel, Nicola Pendelin, Tobi Bubanj, Barbara Kutzer, Felix Thörl, Hanno Sollacher, Peter Fritsch, Andreas Kern (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn

In dieses bricht mit großem Koffer Tochter Fanny ein, die von ihrem Vater nur als Erzeuger spricht, denn sie wurde, wie so oft in Scheidungsgeschichten, von der Mutter als Waffe gegen den Widersacher benutzt. In all dem Witz des Stückes ist dies die ernste Komponente, die einen neuen Ton in die Handlung bringt. Nicola Pendelin spielt die widerborstige, nur aus Not heraus zum Erzeuger gekommene Tochter mit Tiefgründigkeit. Wie es damals wirklich war, erläutert ihr der Freund des Hauses Bertram. Peter Fritsch gibt den sonnengebräunten mit Geld um sich werfenden Unternehmer souverän und schafft es tatsächlich, dass Fanny nicht mehr Erzeuger, sondern Papa sagt.

Ein Zimmer für Fanny

Barbara Kutzer und Hanno Sollacher als ständig streitendes Ehepaar Schanderl. Foto: Petra Kurbjuhn

Ganz aus dem Leben eines 30 Jahre verheirateten Paares gegriffen, sind Barbara Kutzer und Hanno Sollacher. Als Ehepaar Schanderl greifen sie permanent mit ihrem Ehezoff ins Geschehen ein. Er, der Hauptfeldwebel der Reserve, kommandiert seine Umgebung, sie tut das auch, aber mit den subtilen Mitteln des Weinens.

Ja, und dann kommt Fanny nieder, aber vorher wird Ambrosi ohnmächtig, vor Schreck, dass es jetzt losgeht. Und dabei ist er doch Widder. Was heißt: ausdauernder und leidenschaftlicher Liebhaber.

Nächste Vorstellungen: 27. Mai, 3. Juni, 16. Juni, 20 Uhr Thomasaal in Tegernsee. Karten unter 08036/7143 oder www.tegernseer-volkstheater.de

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