Das Waldhorn als Schicksal

„LIppentriller“: Christoph Lutz, Lukas Rüdisser, Johannes Bernhard (v.l.) Foto: Christoph Voss

Konzert in Bayrischzell

Das letzte Konzert in 2016 sollte ein Besonderes werden: Philomena Breitenhuber lud drei Wahlmünchner Hornisten, das Trio Lippentriller in ihr Versteck in den Bergen, den Tannerhof, ein. Sie kamen gerne und spielten toll.

Eine alpenländische Weise „A bisserl a Liab“ gab den Auftakt zu diesem kleinen, aber feinen Konzert unter dem Motto „Tannerhof Unplugged“. Die drei Vollblutmusiker – allesamt als professionelle Orchestermusiker unterwegs und dort eher im Hintergrund agierend– stehen nun in der ersten Reihe im voll besetzten Badehaus-Saal. Und sie zeigen, wie ausgezeichnet sie ihr Waldhorn beherrschen. Andächtig und behaglich kommen die Töne daher, gerade passend zur Landschaft vor der Tür mit den schön beleuchteten Holztürmen des Tannerhofs.

Trio Lippentriller: Meister der Polyphonie

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Das Trio „Lippentriller“. Foto: Christoph Voss

Der Lieblingskomponist der drei: Johann Sebastian Bach. War er es doch, der die Polyphonie – also das gleichberechtigte Gegeneinanderbewegen der Stimmen – zur Perfektion brachte. Auch bei Lippentriller hat jeder seinen eigenen Kopf, wie Christoph uns erklärt. Daher passt Bach so gut zu ihnen. Geeignete Stücke für drei Hörner zu finden ist gar nicht so leicht. Und doch waren die Komponisten der Romantik wie Strauß oder Wagner große Hornverehrer, ebenso Anton Bruckner, den die jungen Musiker mit dem Stück „Der Nachruf“ ehren.

Signalgeber Horn

Ursprünglich sind sämtliche Hornarten Signalinstrumente. In der Schweiz wurde das Alphorn früher vor allem von den Hirten am Berg genutzt, um Botschaften ins Tal zu senden. Und hier gibt es wohl heute noch Menschen, die meinen, ein Alphorn dürfe aus diesem Grund nur allein gespielt werden. Aber darauf nehmen Christoph, Lukas und Johannes keine Rücksicht – Gottseidank. Denn am Ende des zweiten Konzertteils, der das Publikum mit so schönen Adventsliedern wie „Es werd scho gleich dumpa“ und „Es ist ein Ros´entsprungen“ auf die staade Zeit einstimmt, heißt es, sich warm anziehen. Es kommen nun endlich auch die Alphörner zum Klingen – vor der Tür in der stillen Nacht. Dieses Instrument mit seiner stolzen Länge von 3,60 Meter entfaltet erst hier draußen seinen vollen und andächtigen Klang. Trotz Kälte wird einem ganz warm ums Herz. Am Ende bekomme ich beim Andachtsjodler sogar ein wenig feuchte Augen. Das Publikum ist angetan, und auch den drei Jungs hat es sichtlich gefallen. Sie werden wiederkommen – that´s for sure.

Übrigens (für alle, die es noch nicht wussten): Ein Lippentriller ist eine Verzierungs-Art bei Blasinstrumenten. Anstatt den Triller mit den Fingern zu greifen, wird er ausschließlich mit Hilfe der Lippen erzeugt.

Website mit Hörbeispielen und Konzertterminen: www.christophlutz.com/Iippentriller

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