Tango und Spirituals – Frühjahrskonzert von cantica nova

Ein Panther sprang herum, Kanarienvögel zwitscherten ihr Lied, die Kuh machte muh, und auch glitzekleine Glühwürmchen flogen durch die Luft – der Festsaal im Holzkirchner Kulturzentrum Oberbräu wurde am Samstag für kurze Zeit zum Tierpark.

Cantica nova, der ambitionierte Laienchor aus Holzkirchen mit Hang zum Professionellen, gab sein Frühjahrskonzert und hatte sich für ein Programm mit anspruchsvoller Chorliteratur aus Nord- und Südamerika entschieden. Unter ihrer souverän-unaufgeregt agierenden Leiterin Katrin Wende-Ehmer führten die knapp 50 Sängerinnen und Sänger Spirituals, Tangos und eben die „Animal Crackers“ des US-amerikanischen Komponisten Eric Whitacre auf. Lateinamerikanisches Lebensgefühl pur vermittelte hingegen das dreiköpfige Solistenensemble Mestizo.

Das zweistündige Programm begann mit der vierstimmigen amerikanischen Folkhymn „How Can I Keep From Singing“, arrangiert von Ronald Staheli. Die Frauenstimmen ließen gleich zu Beginn des Abends ihren weichen, einheitlichen Chorklang verströmen. Witzig, aber auch genial im lautmalerischen Nachempfinden von Tierlauten und tierischen Wesenszügen kamen die sechs „Crackers“ von Whitacre daher – Panther, Kanarienvogel, Kuh, Känguru, Aal und Glühwürmchen. Garniert mit allerlei Requisiten – Stofftiere, Vogelfedern, Papierrolle oder lila Kuh – geriet die Darbietung der kurzen Stücke fast zu einer kleinen szenischen Einheit. Virtuos dabei und mehr als nur begleitend am Flügel: Eva Pons.

Es folgten eine Reihe von Spirituals, mal wunderschön meditativ-ruhig gehaltene Arrangements wie „Deep River“ von H.T. Burleigh, mal aufwühlend und rhythmisch vertrackt wie „The Battle of Jericho“ von Moses Hogan. Diese Stücke verlangen jedem Chor das Äußerste ab – cantica nova meisterte sie bravourös in Intonation und rhythmischer Präzision. Es war exemplarisch anzuhören, wie Katrin Wende-Ehmer cantica nova in zehn Jahren zu einem Ensemble geformt hat, das in der weiteren Umgebung seinesgleichen sucht – homogen in allen Stimmgruppen, weiches Piano, sattes Forte, sauber in der Intonation und den musikalischen Vorgaben der Dirigentin sicher folgend. Cantica nova und Katrin Wende-Ehmer sind eben eins geworden.

Die drei Vollblutmusiker David Bermúdez (Gitarre), Fernando (Charango) und Gerardo Chávez (Flöte, Quena, Siku, Zampona) brauchten nur Sekunden, um das Publikum in eine andere Welt, nach Lateinamerika, zu entführen. In ihrer instrumentalen Vielfalt und mit hinreißender – auch körperlicher – Musikalität nahmen sie die Zuhörer buchstäblich mit auf ihren Kontinent.

Nach der Pause ging es südamerikanisch weiter. Es folgten vom Chor interpretierte Tangos von teils melancholischer Düsternis, ehe das Ensemble Mestizo wieder aufspielte. Endlich kam es im letzten Block des Konzertes zum gemeinsamen Musizieren – Lateinamerika und good old germany auf der Bühne vereint. Es brauchte einen Moment, bis sich die Rhythmen zweier Kulturen gefunden hatten, doch dann fügten sich die Stimmen aus dem bayerischen Oberland harmonisch zu den Klängen aus dem fernen Land. Musik eint eben doch die Welt – mit dieser beruhigenden Gewissheit ging ein begeistertes Publikum nach zwei Zugaben zufrieden heim.

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