Bestsellerautor Alois Prinz un sein Buch über Dietrich Bonhoeffer

Wer war der Mensch Dietrich Bonhoeffer?

Bestsellerautor Alois Prinz. Foto: ©Volker Derlath/Beltz-Gelberg

Buchpräsentation in Holzkirchen

War Dietrich Bonhoeffer Widerstandskämpfer, Theologe, Ikone oder auch ein Mensch wie wir? Gespannt wartete das zahlreich erschienene Publikum auf den Bestsellerautor Dr. Alois Prinz im Thomassaal In Holzkirchen – und wurde nicht enttäuscht.

Trotz Schneetreiben, Wind, Kälte und später Stunde machte sich am Donnerstag eine Reihe von Menschen auf den Weg, um mehr über das Leben von Dietrich Bonhoeffer zu erfahren. Es konnte nur eine ökumenische, gemeindeübergreifende Veranstaltung im Sinne von Bonhoeffer sein, der über enge Grenzen von Religionsgemeinschaften oder nationalen Grenzen hinaus wirksam gewesen war.

Der Bestsellerautor Alois Prinz wurde von der Ökumenebeauftragten Christiane Brunner herzlich begrüßt und begann ohne Umschweife damit, dem zahlreich erschienenen Publikum sein neues Buch „Bonhoeffer: Wege zur Freiheit“ vorzustellen.

Wer war der Mensch Dietrich Bonhoeffer?

Wer war dieser Mensch, der, tief im Glauben verankert und doch in der Wissenschaft beheimat, seine Überzeugungen nicht nur gepredigt, sondern bis zum bitteren Ende gelebt hat?

Autor Alois Prinz vertiefte sich zwei Jahre lang in die unzähligen Dokumentationen über den deutschen Theologen, der 1945, einige Tage vor Kriegsende, auf ausdrücklichen Befehl Adolf Hitlers, als einer der letzten Regimegegner im Konzentrationslager Flossenbürg ermordet wurde. Es war viel „Lesearbeit“, meinte er, aber er traf auch einige Menschen, die Bonhoeffer persönlich gekannt hatten, um dem Menschen nahe zu kommen.

Alois Prinz liest in Holzkirchen aus seinem Buch über Dietrich Bonhoeffer

Im Vortragssaal des evangelischen Gemeindezentrums Holzkirchen nahm der Autor sein Publikum mit auf eine Reise durch Bonhoeffers Leben. Er stammte aus einer Großfamilie, in der seine künstlerisch veranlagte Mutter die religiöse Erziehung der acht Kinder selbst in die Hand nahm. Der Vater hingegen meinte, er verstünde nichts von Religion, war streng naturwissenschaftlich geprägt, und brachte seinen Kindern bei zu denken und keine Floskeln von sich zu geben.

Verbot von Floskeln und leeren Worten

Obwohl die Kindheit Bonhoeffers von einer Erziehung geprägt war, die viel Freiheit bot und in der die Talente der Kinder gefördert wurden, ohne sie in eine bestimmte Richtung zu drängen, war seine Entscheidung, Theologie studieren zu wollen, doch eine Überraschung für die Familie. Er ging sehr wissenschaftlich an sein Studium heran und ahnte wohl selbst nicht, wie tief ihn dieses Studium bewegen und verändern würde.

Jüngster Dozent Deutschlands

Bonhoeffer promovierte mit 22, war mit 24 schon Hochschuldozent und erlangte ein unbeschreiblich tiefes theologisches Verständnis. Er setzte sich kritisch mit Werten auseinander, die besonders in der damaligen Zeit des aufstrebenden Nationalsozialismus von Bedeutung waren. Er promovierte mit dem Thema „Gemeinschaft in der Kirche“ , wobei er auf die Individualität innerhalb einer Gemeinschaft pochte, und sprach in einem Radiointerview über die Verantwortung von Menschen, die Andere führen.

Das Besondere an ihm war aber, dass seinen Worten Taten folgten, dass er weiter ging, als es gefährlich wurde, so zu denken, wie er es tat.

Mehr als nur ein Widerstandskämpfer

Der Autor dieser bewegenden Biographie ist davon überzeugt, dass man den religiösen Hintergrund braucht, um den Menschen Bonhoeffer zu verstehen, der oft nur als politischer Widerstandskämpfer dargestellt wird. Gerne wird auch vergessen, dass er auch nach 1945 an vielen Orten Deutschlands als Volksverräter galt und das Urteil gegen ihn erst Ende der 90er Jahre aufgehoben wurde.

Es ist wohl die Mischung von Fakten aus dem Leben dieses berühmten Menschen, gepaart mit dem Erzählen der alltäglichen Situation aus eben diesem Leben, die das Publikum in diesem Vortrag in Bann hält. Auszüge aus den bewegenden Schriften Bonhoefers werden von Beschreibungen wichtiger Stationen in seinem Leben abgelöst und durch Archivbilder begleitet, die wiederum mit der Erzählung von Anekdoten aufgelockert werden.

Plakat zur Lesung Alois Prinz aus seinem Buch über

Alois Prinz bringt uns eine der Schlüsselsituationen im Leben des Theologen näher, in der er sich im sicheren Hafen New York befndet, und dann entgegen alle Vernunft entscheidet, nach Deutschland zurückzukehren, in das Land, in dem es den „Arierparagraphen“ auch in der Kirche gibt, in das Land, in dem Menschlichkeit den Tod bedeuten könnte. Bonhoeffer war sich oft, so wie auch dieses Mal, nicht sicher über die Motive seiner Entscheidungen und meinte, dass man keine Entscheidungen treffen könnte, wäre da nicht das Vertrauen, sich einem höheren Willen anzuvertrauen.

Zuhause weiterlesen

Der Vortrag ließ die gebannten Zuhörer auch ein klein wenig an der großen Liebe des Protagonisten teilhaben, der so wenig Zeit gegönnt war und die größtenteils in kurzen Besuchen innerhalb der Gefängnismauern gelebt werden musste. Seine Verlobte Maria von Medeweyer schleppte sogar einen Christbaum ins Gefängnis und bewegte ihren Geliebten zu innigen Liebesbeteuerungen in Form von Briefen und geraubten Küssen. Sie war, wie er selbst, ein Beispiel dafür, dass Worten Handlungen folgen müssen.

Alois Prinz gelingt es, uns den Menschen Bonhoeffer näher zu bringen. Seine dialektische Denkweise, seine Konflikte, seine Begabungen und Schwierigkeiten. In keinem Moment wird er zum Helden oder Idol. Er bleibt in jedem Moment einer von uns und doch inspiriert er uns, macht er uns Mut.

Am Ende des Vortrags wagten sich alle zurück ins Schneechaos, in die Wirren des eigenen Lebens, in unserem Jahrhundert, in dem uns immer noch dieselben Werte abverlangt werden. Viele nahmen ein Buch mit, das am Ausgang von der Holzkirchner Bücherecke angeboten wurde, um zuhause noch tiefer einzutauchen, in die Wege zur Freiheit.

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